Hepatitis contagiosa canis Infektion
07.08.2022 18:13

von Astrid Hübner

Bei der Hepatitis contagiosa canis handelt es sich um eine generalisierte Virusinfektion mit dem caninen Adenovirus -1 (CAV-1). Das Virus kommt weltweit vor, ist gegenüber der Umwelt resistent und überlebt einige Wochen bei Zimmertemperatur, bei Temperaturen von unter 4 °C sogar bis zu 9 Monaten. CAV –1 ist antigenetisch verwandt mit dem CAV –2, einem Erreger aus dem Zwingerhustenkomplex (Truyen 2006).

Die Infektion erfolgt über den Nasen-Rachen-Raum (oronasal) und zwar vor allem durch die Aufnahme von Urin oder urinhaltigem Futter bzw. Wasser. Anschließend vermehrt sich das Virus in den Tonsillen und anschließend in den regionalen Lymphknoten und Peyersche Platten (König, Moritz und Thiel 2007). Die sich daran anschließende Virämie (das Auftreten von Viren im Blut) geht meist mit Fieber einher und führt zur Besiedelung der Gefäßendothelien sowie vieler Organe (Leber, Nieren und Augen). Durch die dort stattfindende Virusvermehrung kommt es zu Zellschäden mit – je nach Krankheitsverlauf- mehr oder weniger ausgeprägten, entsprechenden klinischen Symptomen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis sieben Tage.
Das Ausmaß der Immunantwort bestimmt den klinischen Verlauf. Bei genügender Immunantwort werden die Viren aus dem Körper eliminiert und die Tiere zeigen einen subklinischen Verlauf.

VERLAUFSFORMEN:



1. perakuter Verlauf
2. akuter Verlauf
3. subklinischer Verlauf

Perakuter Verlauf



Die starke Virusvermehrung mit sehr schnellem Befall der lebenswichtigen Organe, wie Leber und Nieren, sowie die Freisetzung von Toxinen (Giftstoffen) führt zum schnellen Tod des erkrankten Tieres, oft ohne, dass der Tierhalter Symptome bemerkt.

Akuter Verlauf



Bei der akuten Verlaufsform werden deutliche Symptome sichtbar, die aber auch zu anderen Krankheitsbildern passen können. Die Krankheit beginnt mit Fieber, Mattigkeit und Appetitlosigkeit, was für alle Virusinfektionen typisch ist, da das Virus über den Bereich des Nasen- Mundbereichs in den Wirt eindringt und sich in den Mandeln und Kopflymphknoten vermehrt, die häufig bei Druck schmerzempfindlich sind.

Die frühen Zeichen ähneln einer Erkältung (bei mildem Verlauf) oder einer Staupe (bei heftigem Verlauf). Der Nasen- und Augenausfluss kann sogar eitrig sein. (Aus diesem Grund lag früher häufig eine Verwechslung mit Staupe vor). Nach Ausbreitung des Virus über die Blutbahn folgt eine Infektion der Leber, Milz und Nieren, was zu Erbrechen und Durchfällen führen kann. Mit Fortschreiten der Leberentzündung können Störungen in der Blutgerinnung auftreten, was zu Schleimhautblutungen oder Blutungen im Auge führen kann.

Bei Welpen beträgt die Sterblichkeitsrate 100 %, während bei ausgewachsenen Tieren die Sterblichkeitsrate auf 10 bis 50 % absinkt. Die meisten infizierten Tiere versterben 3 – 6 Tage nach Auftreten der klinischen Erscheinungen.

Subklinischer Verlauf



Bei dieser Form sind meist keine oder nur sehr unklare Anzeichen zu beobachten, aber auch diese Tiere scheiden Viren aus und sind ansteckend.

Die chronische Hepatitis wird zwar überall erwähnt, aber scheint nur experimentell und wohl auch nicht reproduzierbar zu sein (LMU).

BEHANDLUNG



Da es sich hier um eine Viruserkrankung handelt, ist eine Behandlung mit Antibiotika nicht möglich, sondern kann nur unterstützend zusätzlich eingesetzt werden. Die Therapie bei HCC besteht hauptsächlich aus symptomatischen Maßnahmen. Die Hauptkomponenten der unterstützenden Therapie sind dabei Infusionen, Plasmatransfusion als Ersatz von Gerinnungsfaktoren und eine Antibiose bei sekundärer Sepsis und Verdacht einer bakteriellen Translokation. Das Ziel dieser Maßnahmen ist die Überbrückung der Zeit bis zur Erholung der Leber bei nicht fatalem Ausmaß der Erkrankung.

BLEIBENDE SCHÄDEN



Nach dem erfolgreichen Überstehen der Krankheit sind bleibende Schäden bei diesen Patienten möglich. Diese werden deutlich bei der Überprüfung der Leber- und Nierenwerte. Diese Werte sind je nach Schweregrad der Erkrankung stärker oder weniger stark verändert. Die Leber und Nieren sind jedoch Organe mit starken Regenerationsfähigkeiten, so dass die Schädigung nicht eine fortwährende Veränderung in den Transaminasen (Leberenzymen) verursachen muss. Falls es nicht zu massiven Nekrosen kommt (d.h. auch das Bindegewebe der Läppchen geht zugrunde) kann es zur vollständigen Regeneration der Leber kommen.
Leicht sichtbar sind die Veränderungen an der Hornhaut der Augen, die als „Blue-eye“ (hepatic blue eye) bekannt sind. Diese bleiben, wenn sie dann auftreten, in dem meisten Fällen für den Rest des Lebens bestehen. Das „Blue-eye“ tritt 1 bis 3 Wochen nach der Infektion auf.



PROPHYLAXE



Es ist möglich, Hunde durch eine Impfung vor einer Infektion zu schützen. Dies ist nicht nur sinnvoll, um eine Erkrankung des Tieres zu verhindern, sondern auch um eine weitere Erregerverbreitung zu vermeiden. Infizierte Tiere scheiden den Erreger nämlich über einen langen Zeitraum mit dem Urin aus.

DIAGNOSE



Die Diagnose ist schwierig und kann meist nur am toten Tier sicher erbracht werden. Es gibt einen PCR Test, in einigen Fällen kann eine Erregerisolierung aus dem Blut erfolgreich sein. Nach ein bis zwei Wochen können serologische Verfahren angewandt werden, bei denen Antikörper mit ansteigendem Titer nachgewiesen werden.

DIFFERENTIALDIAGNOSEN



Akute Staupe, Parvovirose, Leptospirose, toxische Leberschädigungen, Vergiftungen mit Koagulopathien.




Quellen:
Sykes, Jane E.: Infectious Canine Hepatitis, Jul 10, 2016
https://veteriankey.com/infectious-canine-hepatitis/ (abgerufen August 2021)

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