Die Fersenkappenluxation / der Fersenkappenabriss (laterale Luxation der Sehne des Musculus flexor digitalis superficialis) ist eine seltene, wahrscheinlich genetische Erkrankung, die vornehmlich bei Shelties bekannt ist, aber auch bei Border Collies, Australian Shepherds, Collies und in Einzelfällen auch bei Greyhounds, Belgischen und Deutschen Schäferhunden aufgetreten ist.

Bei der Fersenkappenluxation reißen an den Fersen der betroffenen Hunde die stützenden Gewebekapseln (das Retinaculum) vom spitzen Knochen des Sprunggelenks (med. „Calcaneus“), die die Achillessehne halten, somit straffen und den Halteapparat darstellen, ein oder beidseitig.
Teilweise lösen sich die Fersenkappen völlig ab, was eine totale Dysfunktion der Sprunggelenke mit sich führt, da die Achillessehne nicht mehr ihre Funktionalität aufrecht erhalten kann.

In den meisten Fällen sind die Hunde beidseitig an den Hinterbeinen betroffen. Das Alter der Erstmanifestation reicht von 0,6 - 5 Jahre und variiert je nach Rasse etwas.

Die Ursachen liegen zumeist in den angeborenen zu flach oder ohne Führungsrinne angelegten knöchernen Strukturen des Calcaneus zugrunde, es wird auch eine Schwäche des Bindegewebes diskutiert, Degenerationen der Fersenkappen, sowie weitere potentielle Faktoren und Veränderungen, die das Reißen der Fersenkappen des Hundes begünstigen.

Hier wurden zum Beispiel Überwinkelungen, Zucht zu immer kleineren Pfoten etc., häufiger als Faktoren erwähnt und diskutiert.

Im eigentlichen sind diese anatomischen Strukturen des Hundes enorm robust und halten bei gesunden Hunden stärksten Belastungen stand.

Die inkomplette Fersenkappenluxation wird häufig lange nicht richtig diagnostiziert und sogar als Kreuzbandschaden oder bei jungen Hunden, als Panostitis oder Ischiasleiden fehldiagnostiziert.

Fersenkappenluxationen müssen immer operativ versorgt werden. Konservatives Zuwarten verschlimmert den Zustand und die Prognose.

Bei schwereren Hunden, wie z.B dem Belgischen Schäferhund, scheint eher die Gefahr für Rezidive oder Komplikationen in der Heilungsphase gegeben zu sein. Hier sollte unbedingt auf erfahrene Operateure geachtet werden!

Bei immer wieder auftretender Lahmheit, offensichtlichen Schmerzen an den Hinterbeinen oder beim kompletten Riss, der sich akut mit völliger Entlastung des betroffenen Beines und durchhängender Achillessehne zeigt, sollte immer auf eine mögliche Fersenkappenluxation hin untersucht werden.

Fersenkappenluxationen passieren meist einfach so, ohne eine besondere Belastung und betrifft ebenso Hunde, die nicht sportlich aktiv sind.

Die Operation sollte durch einen spezialisierten Chirurgen erfolgen, wo Erfahrung mit dieser Thematik vorhanden ist und mit nicht-resorbierbaren Materialien, sowie der „Calcaneus - Fixation - Methode“ gearbeitet wird. Ansonsten ist das Risiko für Folgeschäden und Rezidive zu groß.

Leider gibt es noch nicht viel Forschung zu diesem Thema und wenn dann nur am Sheltie.

Publikationen und Forschung:

https://www.ofshellysdreamland.de/fkdstudiedeu.pdf

https://www.vetline.de/fallserie-zur-luxation-der-fersenbeinkappe-des-hundes

Blutprobensammlung (auch betroffene Belgierbesitzer können hier ihre Blutprobe einsenden!)

https://www.genetics.unibe.ch/unibe/portal/fak_vetmedizin/c_dept_dcr-vph/h_inst_genetics/content/e20922/e394429/e395577/files404812/20190705_Probeneinsendeformular_Hund_allgemein_D_ger.pdf

Für Rückfragen seht Herr med. vet. Matthias Christen zur Verfügung: matthias.christen@vetsuisse.unibe.ch


Spezialisten/Operateure:

Herr Dr. Carsten Grußendorf
Tiergesundheitszentrum Grußendorf
Dr.med.vet. Dipl. ECVS. EBVS

Frau Dr. Nadja Wunderlin
Fachtierärztin für Chirurgie der Klein- und Heimtiere, Dipl. ECVS
Tierärztehaus Darmstadt